Pakistan ist ein Land mit vielen Facetten – aber auch mit vielen Gegensätzen. Auf der einen Seite gibt es riesige Shopping-Malls, und die Reichen leben in Häusern, die Palästen ähneln. Auf der anderen Seite herrscht bedrückende Armut, wie etwa in den Ziegeleidörfern, wo Menschen in Abhängigkeit leben und täglich um ihre nackte Existenz kämpfen müssen.

Mit Bildung und entsprechenden Abschlüssen kann man in Pakistan sehr weit kommen. Vor allem für Mädchen und Frauen ist Bildung ein Schlüssel zu mehr Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe. 

Uns begegnete man während unserer Reise offen und gastfreundlich. Zu keinem Zeitpunkt haben wir uns unsicher gefühlt.

Gesellschaftliche Entwicklungen und Herausforderungen

Männer und Frauen sind vor dem Gesetz gleich. Insbesondere in den höheren Gesellschaftsschichten und in den Großstädten wie Lahore leben beide Geschlechter gleichberechtigt. Hier positioniert sich das Land sehr progressiv. Auch bedecken müssen sich Frauen nur noch in der Moschee. 

Pakistan ist stark vom Islam geprägt. Bereits im 8. Jahrhundert kam es zu ersten Berührungspunkten mit der Religion. Seither stand das Gebiet immer wieder unter islamischer Herrschaft. Der moderne Staat Pakistan existiert erst seit 1947. Zuvor war das Gebiet fast 100 Jahre Teil des Britischen Empires. In der Antike bildete es das Kernland der Indus-Kultur – eine der frühesten Hochkulturen. Die Spuren dieser vielfältigen geschichtlichen Einflüsse sind bis heute sichtbar.

Bildung als Schlüssel zum Aufstieg – aber nicht für alle

In den wohlhabenderen Schichten orientiert man sich oft am westlichen Lifestyle. Die Kinder der Wohlhabenden studieren häufig im Ausland. Doch auch in Pakistan selbst gibt es große, gut ausgestattete Schulen und Colleges. Bildung genießt einen hohen Stellenwert. Mit dem richtigen Abschluss ist ein sozialer Aufstieg möglich. Doch der Zugang hängt stark davon ab, in welche Einkommensschicht man hineingeboren wird und welchen Bildungsgrad die Eltern haben.

Das harte Leben in den Ziegeleidörfern

Gleichzeitig ist Pakistan ein Land extremer Armut. In den Städten sieht man viele Bettler, häufig Menschen mit schweren körperlichen Einschränkungen. Auf dem Land ist die Lage drastischer. In den Ziegeleidörfern müssen die Menschen täglich um ihr Überleben kämpfen. Die harte Arbeit wird kaum entlohnt. Viele Menschen sind durch Schulden in einer Art moderner Leibeigenschaft gefangen: Sie sind an die Ziegeleibesitzer durch die von ihnen aufgenommenen Schulden gebunden, ihre Arbeitskraft kann sogar verkauft werden.

Die Arbeit ist hart und beschwerlich: 1.000 Ziegelsteine muss eine Familie pro Tag produzieren. Gearbeitet wird von Sonnenauf- bis -untergang. Der Tageslohn beträgt umgerechnet etwa sieben Euro. Nach Abzug der Schulden bleiben oft nur drei bis vier Euro für die gesamte Familie. Während der Monsunzeit, von Juli bis September, kann oft nicht gearbeitet werden. Um zu überleben, müssen neue Schulden aufgenommen werden – ein Teufelskreis, der sich oft über Generationen fortsetzt. Die Kinder erben die Schulden ihrer Eltern und haben ohne Bildung kaum Chancen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. 

Die hygienischen Bedingungen der Ziegeleidörfer sind meist katastrophal. Eine medizinische Grundversorgung ist praktisch nicht vorhanden. Krankheiten wie Tuberkulose, Polio und chronische Infektionen sind weit verbreitet. In nahezu jeder Familie gibt es schwere Krankheitsfälle. Oft können Mutter und Vater nicht gleichzeitig arbeiten, und die Familien sind auf die Mithilfe der Kinder angewiesen. Unsere Schulen beginnen deshalb erst am Mittag, damit die Kinder vorher mithelfen können.

Zu Besuch im Ziegeleidorf: Die Familie von Angelina und Zain

Wir durften während unserer Reise die Familie von Angelina und Zain näher kennenlernen. Dieser Besuch hat uns nachhaltig nicht nur berührt, sondern auch an unsere eigenen emotionalen Grenzen gebracht.

Angelina und Zain sind in der 1. und 4. Klasse unserer Suraj School. Die beiden Geschwister leben zusammen mit ihrer Mutter, Großmutter und Großtante. Der Vater der beiden verstarb 2020. Die Großmutter liegt auf einer Liege. Seit sie einen Schlaganfall erlitten hat, ist der Großteil ihres Körpers gelähmt und sie kann kaum sprechen. Dann stürzte im letzten Jahr auch noch das Dach des Hauses der Familie ein. Unsere Partnerorganisation hat der Familie deshalb ein neues Haus gebaut. 

Die Mutter ist die alleinige Versorgerin der Familie und trägt die Verantwortung für fünf Menschen. Wir waren tief beeindruckt, von der Kraft und Stärke, die diese Frau aufbringt: Sie hält durch, weil sie durchhalten muss. Und doch möchte sie, so gut es geht, die Bildung ihrer Kinder unterstützen. Sie versteht, dass dies die einzige Chance ist, die Zain und Angelina haben, einmal ein anderes Leben als sie selbst zu führen. Die beiden haben bereits große Träume: Angelina möchte einmal Lehrerin werden und Zain Polizist.

„Ich habe in meiner Zeit bei A Bleistift FOR EVERYONE schon viel gesehen. Ich war in vielen Ländern unterwegs, habe Elend, Armut und Ungerechtigkeit erlebt. Ich habe gelernt, mit vielem umzugehen. Aber als ich das Haus dieser Familie betrat, als ich die hilflose Großmutter sah, die meine Hand nahm und realisierte, unter welchen Umständen diese Familie überlebt, da konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Diese Not war so greifbar, so tief“, berichtet Maren.

Unsere Schule hilft den beiden, ihre Träume zu verwirklichen und dass diese nicht im Schatten der Ziegeleiöfen verbrennen.

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